Bodelschwingh-Gymnasium Herchen: Dass Einer des Anderen Sprache verstehe!

Bodelschwingh-Gymnasium Herchen: Dass Einer des Anderen Sprache verstehe!

Text von Wilhelm Neef, Kreuztal (Deutschland), 26.01.2017

Das war’s, wir sind liegengeblieben – Getriebeschaden. Nachts im tropischen Regenwald Kameruns auf einer schlammigen Piste weit ab von jeglicher „Zivilisation“. Offensichtlich sind wir aber auch angekommen, angekommen in Afrika. Die Gruppe, Schülerinnen und Schüler des Bodelschwingh-Gymnasiums Herchen, nimmt es gelassen. Wir packen die Gitarre aus, setzen uns auf die Straße und warten. Die Atmosphäre, die Schreie der Affen, das Zirpen der unzähligen Insekten, die Gerüche, der Sternenhimmel alles ist beeindruckend, aber nicht beängstigend. Für mich, der ich hier schon mal zwei Jahre lang als Entwicklungshelfer des DED gelebt und gearbeitet habe, ist die Situation nicht neu. Dass die Schüler sie so gelassen nehmen, finde ich erstaunlich. Das freut mich. Irgendwann kommt ein Buschtaxi vorbei. Es ist zwar voll, verspricht aber, aus dem nächsten Dorf andere Taxis zu schicken. Eines der Taxis, das dann später kommt, hat einen toten Affen im Kofferraum. Das geht dann doch zu weit. Da nimmt man das Gepäck lieber auf den Schoss.

1991 sind wir, Schüler und Lehrer des Bodelschwingh-Gymnasiums Herchen (BGH, getragen von der Ev. Kirche im Rheinland), zum ersten Mal zu einem Begegnungs- und Arbeitsprojekt nach Kamerun gefahren. Es war das Erste von mittlerweile 14 Projekten. Beteiligt war zunächst neben unserer Schule die Presbyterian High School Besongabang (PHS) (an der ich Entwicklungshelfer des DED war). Selbst mit Menschen, die sich bewusst dazu entschieden haben, sich aufeinander einzulassen, einander zu begegnen lassen sich Missverständnisse und Vorurteile nicht vermeiden. Ohne im Einzelnen zu wissen warum, klappte das im Laufe der Jahre immer besser. Etwa 400 Menschen aus beiden Teilen Deutschlands und den Niederlanden sowie die gleiche Zahl an Kamerunern waren bisher mit in Kamerun und sind bis heute stark beeindruckt von dem, was sie dort erlebt haben. Auf dem Schulgelände unserer Partnerschule in Kamerun leben und arbeiten wir gemeinsam mit Schülern und Lehrern der PHS der sogenannten „contact group“. Ziel des „Partnership Work Projects“ (PSWP) ist es, junge Menschen aus Afrika und Europa einander näher zu bringen. Das Motto ist: Dass Einer des Anderen Sprache verstehe.

Wichtig ist, dass bei der Begegnung ein von allen akzeptiertes Projekt (z.B. das große unterirdische Wasserreservoir für das kleine Krankenhaus unweit der PHS) da ist. Beim gemeinsamen Arbeiten kommt man einander auf einfache und selbstverständliche Art und Weise näher, die Kommunikation ist zunächst einfach. Andere Elemente wie z.B. die Tatsache, dass wir die Schüler selbst entscheiden lassen, wer letztlich nach Kamerun darf und dass wir die ganze Schule z.B. durch 5€ Aktionen (jeder Schüler bekommt 5€ und macht innerhalb von 6 Wochen auf kreative Art mehr daraus (oder gibt die 5€ nach den 6 Wochen einfach wieder zurück)) einbinden sind wahrscheinlich auch nicht ganz unwichtig.

Im Rahmen schools500reformation sind wir jetzt Partner der Presbyterian School of Science and Technology (PSST Bafut) in Kamerun geworden. Mit ihnen möchten wir auch gern die Reihe unserer Musicalprojekte (erst das südafrikanische Musical Sarafina, dann jetzt zwei selbst entwickelte Musicals mit gesellschaftskritischem Hintergrund und einer Soap Liebesgeschichte im Vordergrund) fortführen und hoffen, Ihnen davon etwas im Juni in Wittenberg präsentieren zu können.

 

 

Das Projektteam von schools500reformation bedankt sich bei Herrn Wilhelm Neef für den Text und die Bilder.