Afrika/Europa: Botschafter für Frieden

25 Jahre sind manchmal keine lange Zeit

Die Gedenkstätte in Nyamata, Ruanda

Nyamata ist eine Stadt mit 35000 Einwohnern im Süden von Ruanda. Die Stadt Stadt der Milch ist nicht nur die Heimat des FC Bugesera. Der Verein spielt im Land der tausend Hügel in der ersten Liga. Unweit des neu ausgebauten Stadiums liegt das Nyamata Genocide Memorial.

Als das Morden im April 1994 begann, sammelten sich viele Menschen in Kirchen. Sie hielten das für sicher. In der katholischen Kirche von der Kleinstadt verbarrikadierten sich etwa 10000 Menschen. Unvorstellbar, dass eine so große Anzahl an Menschen hier hineingepasst haben soll. Die Angreifer machten Löcher in die Wände. Als diese groß genug waren, warfen sie Handgranaten hinein. Und sie schossen hinein. Dann kamen Macheten zu Einsatz.

Alle Menschen, die sich hinein geflüchtet hatten, fanden den Tod. „Wie kann das überhaupt sein?“ fragt sich Sebastiano Ciprianai, „ Kirchen sind doch heilige Orte“. Der italienische Journalist besuchte die Gedenkstätte, als er über die Tour du Rwanda berichtete. Wie viele andere Kollegen wollte er trotz eines harten Arbeitstages dort unbedingt hin. Er wollte ein wenig mitempfinden. Als er sich vorstellt, wie lange das Abschlachten gedauert haben muss, fängt er an zu zittern und kann nicht mehr weiter reden.

Sein Blick schweift über gestrickte Babykleidung, Rosenkränze und Löcher von Granatsplittern in Wänden und Blechen. „Die dunklen Stellen“, erklärt eine Mitarbeiterin der Gedenkstätte kurz später tonlos, „ sind Blutspritzer.“ Seid vier Jahren führt sie Menschen durch die Gedenkstätte.

Sie meint, dass es anfangs heftiger für sie war als jetzt. Aber die Führung hätte kaum emotionsloser sein können. Damals war sie noch ein Kind. Sie hat Dinge erlebt, über die kein Mensch gerne redet oder gar plaudert. Und dabei sind dann 25 Jahre eben keine lange Zeit.

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Dieser Text wurde von Botschafter Tom Laengner geschrieben; die Fotos wurden von Nils Laengner aufgenommen.